Freitagabend. Flutlicht. Auswärtsspiel in Lauterbach. Ganz ehrlich: allein diese drei Zutaten – das schreit schon nach Kreisliga-Romantik deluxe.
Und allein das Setting: Kunstrasen. Und Kunstrasen ist ja so ein Ding. Jeder erzählt dir vorher, wie geil das ist – „immer perfekte Bedingungen, keine Löcher, keine Maulwurfshügel“. Ja, schön. Aber in Wahrheit ist Kunstrasen, als würdest du mit neuen weißen Sneakern in einer Großraumdisco tanzen: sieht vielleicht fresh aus, fühlt sich nach zehn Minuten aber komplett falsch an. Bälle verspringen, Schürfwunden für zwei Wochen gratis, und wenn’s nass ist, rutschst du weg wie Bambi auf Glatteis.
Und dann dieses Szenario: dritte Mannschaft von SGM Hardt/Lauterbach. Klingt erstmal harmlos – dritte Mannschaft, ne? Aber Kreisliga kennt keine Gnade. Da stehen nicht irgendwelche Teenies rum, da stehen Typen, die noch nach 15 Bier im Schützenhaus die 90 Minuten abreißen und dich im Zweikampf so bearbeiten, dass du am Montag im Büro erstmal sagst: „Ne, Treppe steig ich heute nicht, danke.“
Unser Plan war eigentlich glasklar: Sieg holen, Tabellenführung sichern, Feierabendbier genießen. Aber – ja, das ist halt Kreisliga – manchmal will der Ball einfach nicht so wie wir. Pressing hat nicht funktioniert, Pässe versprangen wie Flummis auf Kopfsteinpflaster, und Lauterbach hatte Bock. Die sind da reingegangen, als wär’s das Champions-League-Finale. Zack, 1:0 für die. Und ich sag mal so: der Treffer war so sauber, den kannst du eigentlich in Dauerschleife bei DAZN laufen lassen.
Pause. Kabine. Klassische Ansprache: „So, Jungs, reicht jetzt. Wir sind nicht nach Lauterbach gefahren, um hier Kunstrasen-Gästeblock-Deko zu machen.“ Und irgendwie hat’s Klick gemacht.
Zweite Halbzeit: wir plötzlich mit Pressing, mit Körper, mit Spielfluss. 55. Minute – Standard, Kopfball Elias, Torwart lässt klatschen, und dann kommt Moritz. Unser Mo, steht da, wo Stürmer stehen müssen. Nickt den rein. 1:1. War’s Abseits? Sagen wir’s so: Ich glaube auch der Schiri wollte einfach nicht Mo seine Serie unterbrechen. Aber egal – Tor zählt.
Dann die Szene des Abends, 82. Minute. Wu, der Mann mit dem tödlichen Pass, chippt so einen Ball in die Schnittstelle – Zucker, pur. Mo läuft ein, der Torwart kommt raus, Mo tänzelt vorbei, zwei Verteidiger hechten ins Leere, als würden sie versuchen, ein Handy-Ladekabel unterm Sofa zu erwischen, und dann: eiskalt eingeschoben. 2:1. Spiel gedreht.
Ab da nur noch Kampf. Hintermannschaft wie eine Kreisliga-Version der italienischen Nationalelf 2006: alles weggegrätscht, alles rausgeköpft. Marius, Ronny, Rüben – jeder Ball, der hoch reinflog, war plötzlich deren Eigentum. Abpfiff. 2:1. Tabellenführung.
Und jetzt mal ehrlich: drei Spiele, drei Siege – wann hatten wir das zuletzt? Wahrscheinlich noch, als man mit der Sparkassen-Karte beim Bäcker unterschreiben musste. Aber – und das wissen wir alle die die SpVgg in den letzten Jahren verfolgt haben – die SpVgg und ein starker Saisonstart, das war in den letzten Jahren immer so eine kleine Hassliebe. Oft hieß es: Start geil, Rest Katastrophe. Deswegen: keine Höhenflüge jetzt. Einfach weitermachen, cool bleiben, Serie ausbauen.
Nächste Woche wartet dann ein ganz harter Brocken mit Harthausen auf uns. Gespielt wird in Locherhof am Angelstadion.


